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Positiv in Richtung Zukunft

Der L.I.T.-Vorstand im Interview: über Herausforderungen und Ziele der Unternehmensgruppe

Das Jahr 2022 war gezeichnet von Krisen. Die L.I.T. zeigt sich resilient und stellte entscheidende Weichen. Für die aktuelle Ausgabe der L.I.T.eratur haben wir unseren Vorstand gefragt, wie die Unternehmensgruppe den Herausforderungen begegnet und wie wichtig die internationale Ausrichtung wird.

Wenn Sie aus Unternehmersicht zurückblicken: Wie war das Jahr 2022?

Fokke Fels: Wenn wir als Vergleich die Unsicherheiten und Schließungen aufgrund der Corona-Pandemie heranziehen, dann besser als 2021. Das Virus hat uns zwar noch bei unserer täglichen Arbeit begleitet, aber es mussten beispielsweise bei unseren Kunden keine Werke mehr geschlossen werden. Das war positiv. Im Februar folgte aber schon die nächste Krise, der Krieg in der Ukraine. Niemand konnte sich vorstellen, dass ein Land in Europa ein anderes angreift. Aber wir sind eines Besseren belehrt worden – leider. Und der Angriffskrieg hat auch mittelbare Auswirkungen auf uns.

Sie spielen unter anderem auf die Inflation, den Dieselpreis und Lockdowns an.

Simeon Breuer: Schon im vergangenen Jahr stieg der Dieselpreis, allerdings befeuerte der Angriffskrieg Russlands diese Entwicklung noch einmal massiv. Zeitweise mussten wir mehr als zwei Euro pro Liter bezahlen. Das ist für unser Transportgeschäft ein enormer Kostenfaktor und es brauchte massive Anstrengungen von allen Mitarbeitern, dass wir mit unseren Bestandskunden Lösungen erarbeiten konnten. Gemeinsam mit ihnen haben wir Agreements gefunden. Dafür wollen wir an dieser Stelle Danke sagen – ohne sie hätten wir diese Preisexplosion nicht stemmen können.

Ingo Schreiber: Auch die Fahrersituation bei unseren polnischen Kolleginnen und Kollegen hat sich in diesem Jahr verschlechtert. Bei ihnen kommt fast ein Drittel der Lkw-Fahrer aus Nicht-EU-Staaten. Den Großteil machen Menschen aus der Ukraine aus, die seit dem Krieg einberufen wurden und ihr Land verteidigen. Dadurch fehlen mehr als 100.000 Fahrer – das verstärkt den ohnehin schon hohen Fachkräftemangel.

Hinzu kommen Lieferschwierigkeiten bei ziehendem und gezogenem Equipment, hier warten wir bis zu einem Jahr nach Bestellung und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für Reparaturen hat sich verschärft.

Positiv hat sich die Air & Sea entwickelt, welche Neuerungen gibt es in diesem Bereich, Herr Breuer?

Breuer: Wir haben etwa eine Schienenverbindung über die »Eiserne Seidenstraße« von und nach China mit unserer L.I.T. Air & Sea GmbH in Hamburg erschlossen. Die Transporte dauern zwar geringfügig länger, sind dafür aber zuverlässiger. Die Air & Sea ist ein echtes Highlight und ein wirkliches Erfolgsmodell für uns. Nach der Expansion nach Barcelona in 2020 haben wir in diesem Jahr zwei neue Standorte in Hamburg eröffnet, um von dort Luft- und Seefracht-Transporte gezielter abzuwickeln. Die Entwicklung der Gesellschaft in den vergangenen Jahren ist mehr als erfreulich. Für die Zukunft sind wir bestens aufgestellt.

Trotz der Krisen, die Sie schon angesprochen haben, wächst die L.I.T. auch in diesem Jahr. Warum sind Sie so krisenfest?

Julian Lachnitt: Wir sind resilient. Seit Jahren stellen wir unser Unternehmen breit auf, um nicht von einer Branche oder Leistung abhängig zu sein. Dieses große Portfolio lässt uns bei Krisen, wie etwa bei den fehlenden Halbleitern und Kabelbäumen, ausfallenden Schichten oder knappen Rohstoffen, nicht in Schieflage geraten.

Internationalisierung spielt inzwischen eine noch wichtigere Rolle für die L.I.T. Als Beispiel wurden internationale Kunden wie Miss Mary of Sweden und die Palfinger AG als Projekte gewonnen.

Fels: Unsere internationale Ausrichtung und unsere Größe helfen uns bei solchen spannenden Projekten – definitiv. Beide Unternehmen – Miss Mary aus Estland und Palfinger aus Österreich – suchten eine passende und individuelle Logistiklösung für den deutschen und internationalen Markt. Wir konnten sie mit unseren Konzepten überzeugen und freuen uns über beide Projekte.

Breuer: Wir realisieren allerdings nicht nur für internationale Kunden umfassende Logistiklösungen in Deutschland. Insgesamt sind wir mit 101 Standorten in 14 europäischen Ländern vertreten und realisieren Logistikkonzepte. In diesem Jahr haben wir mit unserer neuen L.I.T. Cargo CZ Sro. in Tschechien eine neue Gesellschaft gegründet. Wir sehen damit die Möglichkeit, neue Ressourcen und Kapazitäten im Fuhrpark für noch mehr Effizienz im Speditionsgeschäft zu schaffen.

Schreiber: Und vor allem, um die Situation hinsichtlich der Fahrerverfügbarkeit zu verbessern. Wir haben zuvor auch auf externe Partner zurückgegriffen und bilden das nun zunehmend mit eigenen Fahrerinnen und Fahrern ab. Mitte des Jahres fuhren die ersten Lkw unter L.I.T.-Flagge mit tschechischen Kennzeichen vom Hof. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Start.

Was ist der Grund für die Internationalisierung?

Breuer: Wir wollen unseren Kunden ganzheitliche Verkehre in Europa anbieten. Daher werden wir im kommenden Jahr einen Standort in Litauen eröffnen und das Produktportfolio der L.I.T. Air & Sea in Barcelona um Landverkehre erweitern. Beides waren bislang auf unserer Europakarte «weiße Flecken», die wir nun sukzessive schließen, um so unseren Kunden genau das Logistikkonzept anzubieten, das sie brauchen.

 Gibt es noch weitere »weiße Flecken« in Europa?

Breuer: Wenn wir über eine internationale Expansion nachdenken, dann richten wir unseren Blick vor allem auf Länder wie die Slowakei. Wir sind bereits in Kernosteuropa vertreten, aber Länder wie Ungarn oder eben die Slowakei sind sehr interessante Märkte. Es sind aufstrebende Nationen.

Aber auch in bestehende, internationale Standorte haben Sie investiert. So hat die Belegschaft in den Niederlanden in diesem Jahr ein neues Büro bekommen. Im polnischen Zielona Góra wurde bereits vor drei Jahren in ein neues innovatives Gebäude investiert.

Lachnitt: Die neuen Standorte in den Niederlanden und in Polen sind ganz eindeutig mit unserem Wachstum verbunden. Beide Gesellschaften waren an die Kapazitätsgrenzen gekommen, sodass wir reagieren mussten und wollten. Administrativ halten wir die Prozesse schlank, um eine Skalierbarkeit zu gewährleisten. Wenn sich etwa diese Standorte noch besser entwickeln, können wir schnell darauf reagieren.

Breuer: So halten wir es auch mit L.I.T. Ceska republika s.r.o. Das macht uns, um den Bogen zum Anfang zu spannen, auch wieder resilient. Durch solche Bausteine können wir unsere Geschäfte noch besser verteilen und uns krisensicher aufstellen.

»Bausteine« ist ein gutes Stichwort: Sie haben in diesem Jahr trotz der Krisen zwei neue Firmen in die Unternehmensgruppe aufgenommen.

Schreiber: Richtig, allerdings müssen beide Projekte unterschieden werden. In Kombination mit der WESTFALIA intralog GmbH war die Übernahme der Würfel Spedition GmbH ein logischer Schritt. So schaffen wir eine noch stärkere Marktdurchdringung, da Würfel und WESTFALIA dasselbe Geschäft bedienen. Dank der Übernahme verfügen wir über 4.500 Wechselbrücken und sind damit zum Big Player auf diesem Gebiet geworden. Bei der Übernahme der Fehrenkötter Transport & Logistik aus Ladbergen haben wir einen neuen Baustein bei uns integriert. Jetzt können wir etwas anbieten, was wir vorher nicht konnten. Zusätzlich zu den Landmaschinentransporten sind wir der erste Transportdienstleister, der für die Fahrzeughersteller sowohl In- als auch Outbound-Logistik aus einer Hand anbietet.

Fels: Außerdem nehmen wir die Kontraktlogistik noch stärker in den Blick und wollen uns am Markt positionieren. Projekte wie die mit Miss Mary of Sweden und der Palfinger AG, die optimal auf unsere Ziele einzahlen. Darüber hinaus haben wir die Automotive Solutions GmbH gegründet, mit der wir Logistiklösungen für OEMs anbieten und erfolgreich umsetzen.

Wie blicken Sie auf das kommende Jahr?

Fels: Ich gehe optimistisch in die nächsten Jahre, weil wir unsere Hausaufgaben gemacht haben. Mit der Gründung der L.I.T. Solutions GmbH mit Klaas Lange als Geschäftsführer haben wir uns auch im Bereich des Projektmanagements noch einmal mehr professionalisiert und perfekt für die Zukunft aufgestellt. Das ist ein echter Meilenstein. Sicher, die Fahrerverfügbarkeit wird ein großes Thema bleiben, dem wir uns auch als L.I.T. Gruppe stellen werden. Wir wollen auch künftig für unsere Kolleginnen und Kollegen ein sicherer Arbeitgeber sein und einen attraktiven Arbeitsplatz bieten. Das gelingt uns bereits seit vielen Jahren und ich merke, das Miteinander ist vertrauensvoll und kollegial. Ganz nach unserem Unternehmensmotto »Gemeinsam zum Erfolg« wollen wir auch im kommenden Jahr den drohenden Herausforderungen begegnen und unsere Projekte erfolgreich meistern.

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