Führender Logistikdienstleister blickt auf ein Jahr mit Chancen und Herausforderungen.
Fokke Fels: Wenn wir auf das erste Halbjahr blicken, dann sind wir sehr zufrieden mit unseren Zahlen. Das lag besonders daran, dass 2022 einfach überhitzt war. Wir sind zwar vergleichsweise schwächer in das Jahr gestartet, konnten unsere Ressourcen aber daher optimal abrufen und einsetzen. Keine Frage: Die Rezession, die sich im Laufe der vergangenen Monate entwickelt hat, geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Die Baubranche liegt bereits seit längerer Zeit brach, auch die Nachfrage im Automotive-Bereich sinkt, was nur verständlich ist, wenn die Menschen weniger Geld zur Verfügung haben. Seit jeher sehen wir bei der L.I.T. solche Phasen auch als Chancen. Wir profitieren beispielsweise bei unseren Investitionen von den geringeren Kosten, die aus dem Abflauen resultieren. Daher bleiben wir mutig am Markt!
Simeon Breuer: Es stimmt, die beiden Einheiten innerhalb unserer Unternehmensgruppe entwickeln sich antizyklisch und gegen den Trend, das freut uns natürlich. Beide haben den Mut, Entscheidungen auch in schwierigen Situationen zu treffen. Bei der Automotive Solutions haben wir bereits die ersten herausfordernden Monate – unter anderem mit dem Halbleiterengpass oder Werkschließungen – hinter uns, da wir diese während der Corona-Pandemie gegründet hatten. Sie hat sich aber hervorragend entwickelt und expandierte erst in diesem Jahr nach Regensburg. Unser Ziel ist es, in unmittelbarer Nähe zu unseren Kunden präsent zu sein. Inzwischen sind wir an sieben Standorten vertreten. Das ist für die kurze Zeit sehr beeindruckend.
Und auch die Air & Sea wird die nächsten Schritte unternehmen. Neben dem Aufbau organisatorischer Strukturen an den bisherigen Standorten nehmen wir weitere Länder in den Fokus, um neue Märkte zu erschließen und unseren Kunden ein umfassendes Produktportfolio anzubieten. So werden wir bald Niederlassungen in Indien und China eröffnen.
Ingo Schreiber: Definitiv. Wir haben schon im Verlauf des Jahres gesagt, dass wir die Mauterhöhung zu einem so wirtschaftlich herausfordernden Zeitpunkt für kontraproduktiv halten. Zwar unterstützen wir die Anstrengungen hinsichtlich mehr Nachhaltigkeit im Transportsektor, aber in dieser Form werden es viele Unternehmen sehr schwer haben und in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, da doch erhebliche Mehrkosten auf die Transport- und Logistikbranche zukommen. Dennoch zeigt sich auch hier unsere seit Jahren erfolgreiche Strategie. Wir sind resilient und suchen immer nach neuen Möglichkeiten, unsere Leistungen anzubieten und auszubauen.
Breuer: Wir sehen keine Verkehrswende ohne den intermodalen Verkehr. Daher bringen wir seit Jahren erfolgreich Projekte auf die Schiene und werden auch weiterhin massiv darin investieren. Da wir als Transportdienstleister einen erheblichen Teil zum Klimawandel beisteuern, ist es unsere Verpflichtung, unseren CO2-Ausstoß enorm zu verringern. Für einen unserer Kunden realisieren wir mit unserem Joint Venture, der SmartRail Logistics GmbH, seit einigen Jahren bereits erfolgreich die Werksversorgung in Emden. Wir haben nach Wegen gesucht, möglichst viele Läufe per Bahn abzuwickeln. Mit dem Ganzzug auf der Strecke zwischen Heilbronn und Osnabrück ist uns das gemeinsam mit unserem Kunden gelungen. Zwar benötigen solche Projekte auch die vorhandene Infrastruktur, dennoch sind inter- beziehungsweise multimodale Verkehre in unserer Strategie elementar.
Julian Lachnitt: Neben dem Spatenstich für eine eigene Logistikimmobilie in Bassum im Landkreis Diepholz werden wir mit unseren Lösungen in der Lagerlogistik auch in Großbritannien Fuß fassen. Dafür haben wir eine Immobilie in den Midlands, dem dortigen Logistikdreieck, gemietet. Das ist ein sehr spannendes Projekt, weil der britische Markt ganz anders ist als der deutsche und es schwerer ist, dort erstmalig etwas aufzubauen.
Lachnitt: Allein die Umrechnungen von Pfund pro Quadratzoll zu Euro pro Quadratmeter ist ein Thema, mit dem wir uns in den EU-Staaten nicht beschäftigen müssen. Ebenfalls sind durch den Brexit die Rahmenbedingungen schwieriger geworden. Aber: Das vereinigte Königreich ist ein attraktiver Markt. Daher brauchen wir Kolleginnen und Kollegen vor Ort, die den Markt und die Besonderheiten kennen. Großbritannien als Verbrauchermarkt ist eine große Chance für uns.
Lachnitt: Es stimmt schon, dass wir jede freie Stelle auch in diesem Jahr besetzen konnten. Nichtsdestotrotz ist der Aufwand inzwischen enorm. Unsere HR-Abteilung macht deutlich mehr Werbung, um vakante Stellen zu besetzen – das gilt nicht nur für die Azubi-Stellen. Auch in der Personallogistik sind wir stets auf der Suche nach neuen Kolleginnen und Kollegen – insbesondere im Bereich der Lkw-Fahrer und Lagermitarbeiter. Eine Möglichkeit ist, bei gewissen Intermodalverkehren auf sogenannte Fahrerhubs zu setzen, damit wir den Beruf des Lkw-Fahrers wieder attraktiver machen. Für den Vor- und Nachlauf haben wir Lkw im Einsatz, den Hauptlauf übernimmt der Zug. So schaffen wir regelmäßigere Arbeitszeiten für unser Personal. Derzeit sind wir gut aufgestellt, was wir unserem engagierten Team zu verdanken haben. Aber wir werden uns in Zukunft noch weiter anstrengen müssen, um diesen Zustand zu halten.
Breuer: Ganz besonders stolz sind wir auf den guten Start der Automotive Solutions. Die Gesellschaft hat sich trotz der widrigen Umstände hervorragend entwickelt und konnte deutliche Mehrwerte für unsere Automotive-Kunden generieren. Im Zuge dessen haben wir Anfang des Jahres einen Traileryard im Hamburger Hafen für einen namhaften Kunden an den Start gebracht. Dieser ist mit unserer Arbeit komplett zufrieden. Vor Kurzem haben wir dort einen zweiten Ganzzug hochgefahren, um die Versorgung der Produktionswerke noch weiter zu verbessern und gleichzeitig nachhaltiger zu agieren.
Fels: Vorsichtig optimistisch. Ich gehe davon aus, dass die Wirtschaft im Laufe des Jahres wieder an Fahrt aufnimmt. Denn die Prognosen sagen für Deutschland eine erneute Steigerung des Bruttoinlandsproduktes voraus. Das wird sich nicht von Beginn an zeigen, sondern gegebenenfalls bis in die zweite Jahreshälfte dauern. Aber ich bin überzeugt, dass wir aus dieser „Talsohle“, in der sich die Unternehmen derzeit befinden, wieder herauskommen. Daher werden wir auch unsere bewährte Strategie des Wachstums weiter fortsetzen und Zukäufe tätigen, um unsere Leistungen weiter zu diversifizieren und organisch zu wachsen. Auch in 2024 werden wir unser Motto „Gemeinsam zum Erfolg“ fortführen und zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen alles dafür tun, damit die L.I.T. weiter erfolgreich und mutig am Markt agiert.
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